Mainz war bis 1797 der „Centralort“ des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation. Hier traf sich alles, was Rang und Namen hatte. Der Kurfürst von Mainz war politisch von großer Bedeutung, militärisch aber ein Zwerg. Die Festung Mainz wiederum hatte eine zentrale Bedeutung für die Verteidigung Deutschlands. In diesem Spannungsfeld bewegt sich politische und militärische Geschichte besonders ausgeprägt zwischen dem Beginn der Französischen Revolution 1789 und dem (erneuten) Einzug französischer Truppen im Dezember 1797. Preußen Österreicher, Kurmainzer, Kurpfalz-Baiern und Kleinkontingente wie das von Solms-Braunfels verteidigten die Festung gegen einen Feind, der zeitweise schon an der Zahlbacher Schanze stand. Dabei waren die Kurmainzer erstaunlich rührig und führten das ein, was Clausewitz später so umschreiben sollte: Alle Bürger des Staates sind geborene Verteidiger desselben. Wer hat’s erfunden?
Die Französische Zeit war immer präsent in der Mainzer Geschichte und so ist es auch selbstverständlich, dass diese zahlreichen geschichtlichen Ereignisse einen besonderen Stellenwert im Mainzer Garnisonsmuseum einnehmen.
Angefangen vom Einmarsch der Französischen Revolutionsarmee 1792, der anschließenden napoleonischen Zeit bis hin zu den französischen Besatzungszonen beider Weltkriege. Wir zeigen dem Besucher ein Bild dieser langen französischen ''Mainzer'' Zeit.
Große Texttafeln erläutern den einzelnen geschichtlichen Abschnitt zusammen mit zahlreichen originalen Uniformen und Exponaten.
Der Deutsche Bund hatte einen Zweck – es sollte alles so bleiben, wie es war. Eine der wenigen Konstanten, die aus dem 18. Jahrhundert ins 19. hineinwirkten, waren die Festungen an Deutschlands Westgrenze. Aus der Reichsfestung Mainz wurde eine Bundesfestung. Das Fort Malakoff stammt aus dieser Zeit. Auf Dauer konnte es nicht gutgehen, dass sich vor allem die Österreicher politisch jeder Neuerung entgegenstellen wollten. Immerhin hielt dieser Zustand 50 Jahre. Österreicher und Preußen bildeten die Garnison mit wechselnder Führungsspitze. Heute tauchen Uniformen aus dieser Zeit in der Mainzer Fastnacht auf. Damals trugen sie Soldaten, die an hochmodernen Waffensystemen arbeiteten – zum Beispiel Fesselballons.
Nach dem Sieg über Frankreich und der Gründung des Deutschen Reichs 1870/71 blieb die Festung Mainz als Anker der Reichsverteidigung weiterhin von großer Bedeutung. Der technische Fortschritt besonders der Artillerie hatte direkten Einfluss auf die Stadtentwicklung. Die alten barocken Festungsanlagen waren nutzlos geworden, da die Artillerie ihre Schussweiten vervielfacht hatte. Endlich konnte Mainz erweitert werden. Der Bau der Neustadt ist diesem Umstand zu verdanken. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs entstand dann eine weiträumige Großfestung Mainz, die vom „Hahnheimer Knopp“ bei Zornheim an der Selzlinie entlang einen französischen Vormarsch verzögern sollte.
Von den alten und neueren Festungsanlagen ist bis auf die Zitadelle heute fast nichts mehr zu sehen. Sie wurden nach 1919 systematisch geschleift, also eingeebnet. Nach dem Waffenstillstand vom November 1918 mussten die deutschen Truppen das linke Rheinufer räumen. Französische Truppen rückten direkt nach und blieben als Besatzungsmacht bis 1930. Aufsehen erregte vor allem, dass die „grande nation“ Spahis und Turkos, Truppen aus Nordafrika als Besatzungsmacht in Mainz stationierte. Diese Besatzung wurde international als „schwarze Schmach am Rhein“ skandalisiert. Die Mainzer kamen aber teilweise sehr gut mit ihren „Utschebebbes“ aus; deren Nachfahren gehören zu Mainz wie die Fastnacht – und sind eigentlich nur zu erkennen, wenn sie selbst stolz darauf hinweisen.
Auch gehört die Zeit der Deutschen Wehrmacht zur Garnisonsgeschichte der Stadt Mainz.
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages waren die linksrheinischen Gebiete des Deutschen Reiches 1919 entmilitarisiert worden.
1935 wurde in Deutschland die allgemeine Wehrpflicht eingeführt, im Jahr darauf,
am 7. März 1936, wurden die ersten Städte der entmilitarisierten Gebiete, darunter auch Mainz, wieder von deutschen Truppen besetzt. (die sogenannte Rheinlandbefreiung)
Die Soldaten wurden von der Mainzer Bevölkerung begeistert empfangen. Mainz wurde nun wieder zur Garnisonsstadt.
Einheiten der Deutschen Wehrmacht, u.a. Infanterie, Artillerie, und Pioniere des Heeres sowie Flakeinheiten der Luftwaffe, gehörten wieder zum Stadtbild. Im Laufe des Krieges wurden in Mainz-Finthen Einheiten der Tag- und Nachtjäger stationiert. Eines der den Mainzern wohl bekanntesten Kasernengelände ist die ehemalige Flak-Kaserne. Heute befindet sich an dieser Stelle die Johannes-Gutenberg-Universität.
Mit der Zerstörung großer Teile der Innenstadt am 27.Feb.1945 und dem darauf folgenden Einmarsch amerikanischer Truppen am 22.März endete auch hier die Zeit der Wehrmacht.
1949 wurden Einheiten der US-Armee nach Mainz entsandt, um die abziehenden französischen Streitkräfte zu ersetzten. Die Entsendung war eine Reaktion auf die zunehmenden Spannungen mit der Sowjetunion, die Berlin blockiert, die Macht in der Tschechoslowakei übernommen, eigene Atomwaffen entwickelt und die Invasion Nordkoreas in Südkorea unterstützt hatte. Auftrag und Ausrichtung der US-Armee wurden dementsprechend angepasst: Aus einer Besatzungsarmee wurde eine Armee zur Verteidigung Westeuropas. Bis 1951 hatte die USA mehrere Bataillone in der Region Mainz stationiert. Diese Einheiten verteilten sich auf neun Einrichtungen. Das Einheiten-Rotationsprogramm Operation Gyroscope brachte 1956-57 die 1. Brigade der 8. Infanteriedivision (8ID) nach Mainz, wo sie bis 1992 stationiert war.
Dabei war die 8ID in den 1950er und frühen 60er Jahren als teilweise luftverlegbare Pentomic-Division organisiert. Die Pentomic-Organisation umfasste fünf Kampfgruppen (Penta griechisch für fünf) die so strukturiert waren, dass sie auch im Falle eines Atomkrieges eingesetzt werden konnten. 1963 wurde die Division wieder in konventionelle Brigaden strukturiert, behielt jedoch einen Großteil ihrer Luftverlegefähigkeiten bei. Dafür betrieb die 8ID eine eigene Sprungschule auf der Wiesbaden Air Base zur Unterstützung der 1. Brigade und anderer luftverlegbarer Einheiten. 1973 wurden die luftverlegbaren Einheiten von der 8ID abgezogen. Die in Mainz stationierte 1. Brigade der Division wurde nun aus dem 2. Bataillon des 28. Infanterieregiments, dem 2. Bataillon des 87. Infanterieregiments und dem 4. Bataillon des 69. Panzerregiments neu aufgestellt.
Während des gesamten Kalten Krieges waren die mit Spitznamen „Pathfinder“ genannten Soldaten und Soldatinnen der 8ID tatsächlich „allzeit bereit“, Westdeutschland gegen Aggressionen des Warschauer Pakts zu verteidigen. Dies demonstrierten sei im Rahmen mehrerer transatlantischer Einsatzübungen von Big Lift im Jahr 1963 bis zu den REFORGER-Übungen von 1968 bis 1993.
Im Zuge der Reduktion der Streitkräfte in Europa nach dem Ende des Kalten Krieges wurde die 8ID am 17. Januar 1992 inaktiviert und alle US-Truppen verließen Mainz.
Bereits am 10. Februar 1945 einigten sich die die Vertreter der Alliierten Mächte anlässlich der Konferenz von Jalta über die Aufteilung Deutschlands, wobei die linksrheinischen Stadtteile von Mainz der Französischen Zone zugeschlagen wurden.
Am 21. März erreichten US-amerikanische Truppen die Stadt. Die Französische Besetzung, die sechste seit 1644, erfolgte dann nach der Räumung durch die US-Amerikanischen Truppen am 9. Juli 1945. Am Kaisertor, dem linksrheinischen Ausgangspunkt der Behelfsbrücke über den Rhein (die alten Brücken wurden bei ihrem Rückzug von der Wehrmacht gesprengt) wurde ein Schild „Ici Mayence“ aufgehängt.
Nachdem die Mainzer Bevölkerung zunächst sehr unter den Folgen von Krieg und Besatzung litt, betonte Staatspräsident de Gaulle im Oktober 1945 in Mainz, er komme als „Freund und Nachbar, ja als Europäer“. Damit leitete er eine Wende im Deutsch-Französischen Verhältnis ein. Es folgten zahlreiche weitere Schritte der Versöhnung, so fuhr 1953 der Mainzer Stadtrat auf Anregung der Französischen Besatzungsbehörden nach Dijon und legte damit den Grundstein für die Städtepartnerschaft.
Kommandant der „Troupes d´occupation en Allemagne“ (TOA) war von Mai- Juli 1945 Jean de Lattre de Tassigny der allerdings in Lindau Quartier bezog. Ihm folgte der Gouverneur Marie Pierre Koenig (Juli 1945-21. Sept. 1949) der das Hauptquartier der in „Forces françaises en Allemagne“ (FFA) umbenannten 1. Französischen Armee nach Baden-Baden verlegte. Unabhängige französische Einheiten blieben bis 2014 in Deutschland stationiert (ab 1993 „Forces françaises stationnés en Allemagne“ FFSA, und ab 1999 „Forces françaises et éléments civils stationnés en Allemagne“ FFECSA benannt).
In Mainz waren Französische Einheiten u.a. in der „Caserne Mangin“ in Mainz-Gonsenheim, benannt nach Charles Mangin (1866–1925), Offizier der Kolonialkriege und Oberbefehlshaber während der Rheinlandbesetzung 1918, untergebracht. 1949 wurde sie von US-Streitkräften übernommen und Lee-Barracks getauft (nach Captain Robert E. Lee, nicht dem konföderierten General gleichen Namens). Weitere Einheiten der FFA befanden sich bis 1957 in der „Camp Roimarnier“ genannten Kurmainz-Kaserne.
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